Der Geburtsbericht

Regina

Aktualisiert am:

Die Geburt. Ein so schönes Ereignis. Ich erinnere mich so gern zurück, auch wenn nicht alles glatt gelaufen ist. 

Es war Montag, der 27.03.2017 und meine Nacht war super doof. Ich konnte nicht schlafen, mich zwickte es hier und da. Es waren keine wirklichen Schmerzen, sondern einfach nur unangenehm. Ich hatte noch 7 Tage bis zum errechneten Entbindungstermin.

Mein Bauchgefühl sagte mir aber von Anfang an, dass unser Sohn sicherlich etwas später zur Welt kommt. Also habe ich dieses Zwicken in der Nacht noch überhaupt nicht als Anzeichen für eine baldige Geburt wahrgenommen. Wie die letzten 2 Wochen, hatte ich auch an diesem Montag wieder einen Termin zur geburtsvorbereitenden Akupunktur. (Nur mal so am Rande, diese Akupunktur kann ich nur jedem empfehlen. Sie soll die Geburt erleichtern, die Bänder etc. Weich machen und einfach alles begünstigen. Manche sagen, es sei Hokuspokus, aber ich glaube daran!) 

Ein ganz normaler Montag

Ich machte mich fertig, frühstückte ausgiebig und machte mich auf den Weg ins Krankenhaus zur Akupunktur. Mir ging es gut. Ich hatte keinerlei Beschwerden, deshalb bin ich auch noch selbst in das 20 Minuten entfernte Krankenhaus gefahren.

Der Termin lief gut. An diesem Tag wurde auf der kleine Zeh akupunktiert. Die Hebamme sagte, dass sie ganz häufig am Tag danach viele Mütter im Kreißsaal wiedergetroffen hat. 

Ich war gespannt. Ich konnte es aber eigentlich nicht glauben, dass sich morgen schon mein Baby auf die Reise machen würde. 

Nun gut, begünstigen oder verhindern konnte ich sowieso nichts, also war ich weiterhin entspannt und vor allem gespannt. 

Für den nächsten Morgen habe ich mich mit meiner Freundin, welche ebenfalls Schwanger war (36 SSW), zum Spazierengehen verabredet. Sie holte mich zu Hause ab und wir machten eine riesengroße Runde im Wald. 

Auch meine Nacht von Montag auf Dienstag war wieder eher unschön. Ich habe wenig geschlafen und konnte weder auf der rechten noch auf der linken Seite bequem liegen. Ich schilderte ihr meine Wehwehchen und habe nebenbei noch fleißig das Stöckchen für ihren Hund geworden. Der keine Hund kam immer und immer wieder angelaufen und brachte das Stöckchen. Er genoss es sichtlich, dass wir im Wald unterwegs waren.

Platz da, jetzt kommen die Wehen

Zwischendrin hatte ich immer mal Wehen, manchmal sogar so stark, dass ich kurz stehen bleiben musste. Ich habe dann tief ein- und aus geatmet. Anschließend konnte ich normal weitergehen.

Auch diese Wehen habe ich noch überhaupt nicht als Geburtswehen wahrgenommen. Ich dachte, das seien sicherlich die berühmten Senkwehen, von denen immer alle sprechen.

Insgesamt habe ich mir auch an diesem Tag relativ wenig Gedanken darüber gemacht, ob die Geburt unseres Sohnes los geht oder nicht. Am Nachmittag saß ich noch genüsslich auf der Terrasse, habe mich bei bestem Wetter gesonnt und ein paar Fotos von mir gemacht.

Um 18 Uhr hatten wir einen Kontrolltermin bei der Frauenärztin. Mein Mann und ich hatten ausgemacht, dass ich ihn mit dem Auto an der U-Bahnstation abhole und wir gemeinsam zum Arzt fahren. Er machte sich (wahrscheinlich zu Recht) Sorgen, ob es wirklich eine gute Idee war, dass ich selbst noch an diesem Tag, der sich mit bereits mit einigen viele Wehen schmückte, Auto fuhr.

Aber ich bin gefahren. Bei meinem Mann angekommen, war die erste Frage: „Soll ich weiterfahren?“

Ich verneinte, schließlich war die Wehe gerade vorüber. Nun würde es wieder 10-15 Minuten dauern, bis die nächste kommt. In der Zeit schaffen wir es locker zum Frauenarzt. Mein Mann schaute nicht schlecht, als er meine Worte hörte.

Aber was bedeuten die Wehen?

Beim Arzt angekommen, wurde ich zuerst ans CTG angeschlossen, anschließend machte die Ärztin noch einen Ultraschall. Unser Sohn lag schon ziemlich tief im Becken. Sie konnte seine Größe und sein Gewicht nur noch ganz schwer messen und schätze ihn auf 52 cm und 3200-3500 g.

Ob der Muttermund bereits geöffnet war oder nicht, kontrollierte sie nicht mehr. Sie sagte, dass es für mich keinen Unterschied macht, ob der Muttermund bereits geöffnet ist oder nicht. Die Geburt könnte auch bei geöffnetem Muttermund noch auf sich warten lassen. Und auch wenn er noch komplett verschlossen sei, könne es nun schlagartig losgehen.

Zu dem Zeitpunkt fand ich die Aussage richtig blöd! Ich wollte doch gerne so genau wie möglich wissen, was da aktuell in mir abgeht. Heute bin ich über diese Aussage mehr als dankbar! Es hätte mich einfach unter Druck gesetzt und ich hätte mich bei jedem Bisschen verrückt gemacht.

Die Auswertung des CTG ergab, dass eine Wehentätigkeit vorlag. Diese waren jedoch noch zu schwach für Geburtswehen, sodass wir weiter abwarten müssten. 

Nach dem Termin habe ich erstmal geweint und meinem Mann in den Armen gelegt. 

Ich stammelte etwas von: „Wenn das alles nichts mit der Geburt zu tun hatte, dann weiß ich nicht wie ich die Geburt überstehen soll!“

Ein bisschen Schlaf muss sein

Nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte, habe ich beschlossen früh ins Bett zu gehen. Die letzten beiden Nächte waren schon wenig erholsam (Stichwort Schlafstörungen in der Schwangerschaft), so wollte ich wenigstens heute mal wieder etwas mehr Kraft tanken. Ich lag keine 5 Minuten im Bett, als ich wieder aufsprang (naaaja, wie eine Hochschwangere halt aufspringt 😉 ) und mich bei meinem Mann über super dolle Rückenschmerzen beklagte.

Ich konnte keine 3 Minuten ruhig liegen, hatte immer den Drang mich zu bewegen und am liebsten sollte mein Mann mit seiner ganzen, ganzen Kraft meinen unteren Rücken massieren. 

Ich habe beschlossen, noch einmal in die Wanne zu gehen. Vielleicht hilft das ja, dass sich die Wehen wieder leicht entspannen. Aber nein, auch in der Badewanne habe ich es nicht lang ausgehalten.

Geburtswehen? Wir stoppen die Zeit

Inzwischen hat mein Mann die Zeit gestoppt und genau dokumentiert in welchem Abstand die Wehen kamen. Alle 5 Minuten haben sie sich nun angekündigt und zwischendrin ca. 1,5 Minuten Pause. Aber was bedeutete das eigentlich? In dieser Situation hatten wir alles vergessen, was wir im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatten. Also musste Dr. Google aushelfen, unsere Ergebnisse sinnvoll einzuordnen.

Einen Blasensprung hatte ich zu Hause nicht. Aber davon bin ich auch ausgegangen. Bei meiner Oma und auch bei meiner Mutter sind zu Beginn der Geburt nie die Blasen geplatzt. 

Mein Mann sagte, wir sollten nun vielleicht doch ins Krankenhaus fahren. Eigentlich war alles klar. Alles deutete daraufhin, dass die Geburt jetzt losgeht. Aber dennoch waren wir uns unsicher.  Wir wollten auf keinen Fall zu früh im Krankenhaus sein und dort die nächsten 24 Stunden mit Warten verbringen.

Nun gut, ich habe beschlossen noch einmal fix zu duschen, da meine Haare von einem Öl-Entspannungsbad am Vormittag leicht ölig waren. Mein Mann staunte nicht schlecht, als ich dann tatsächlich noch mit den Starken wehen schnell unter die Dusche sprang. 

Frisch geduscht ins Krankenhaus

Danach ging es im Schnelldurchlauf: Anziehen, Arnica Globuli (hatte ich zur Schmerzhemmung von meiner Hebamme empfohlen bekommen) nehmen, Kliniktasche ins Auto und los gehts. 

Meine Schmerzen hielten sich, vielleicht ja durch die Globuli, auf dem Weg ins Krankenhaus in Grenzen. Ich sagte sogar zu meinem Mann, dass es ja vielleicht doch nur ein falscher Alarm ist. Warum auch immer, aber ich hatte total Angst, dass ich im Krankenhaus wieder weggeschickt werde. Dass all die Schmerzen, die ich bisher hatte, noch nichts mit der Geburt zu tun hatten. Dass das tatsächlich nur die Senkwehen sind und ich mich noch auf ordentlich was gefasst machen kann.

Als wir dann aber im Krankenhaus angekommen waren, jetzt war es übrigens 22:30 Uhr, war ich erleichtert. Wir gingen zum Kreißsaal und ich klingelte. Eine Hebamme kam lächelnd auf mich zu und ich begrüßte sie mit den Worten: „Ich glaub, ich krieg‘ ein Kind“. 

Die Hebamme schmunzelte und brachte mich zunächst in einen Raum damit ich nochmal ans CTG angeschlossen werden konnte. Gefühlt lag ich dort eine halbe Ewigkeit und habe unzählige Wehen veratmet. Eigentlich waren es nur 30 Minuten, bis die Hebamme wieder da war.

Sie schaute sich die aufgezeichneten Wehen an und sagte etwas von: „Das sieht ja gut aus“. Ich war schon total im Rausch. Was bedeutet denn jetzt gut? Gut, ich kann wieder nach Hause oder gut, es geht los? Natürlich meinte sie zweiteres.

Nächster Halt: Kreißsaal

Bevor es in den Kreißsaal ging, wurde ich noch einmal untersucht. Sie prüfte ob der Muttermund bereits geöffnet war. Und ja, zu dem Zeitpunkt waren wir bereits bei 7-8 cm Muttermundöffnung (10 cm ist das Ziel ;-)) . Sie staunte nicht schlecht, da ich all diese Arbeit bisher ohne jegliche Schmerzlinderung geschaffte habe. Und ich muss sagen, dass auch ich nicht schlecht gestaunt habe.  Wir waren ein bisschen erleichtert und super stolz, wie weit der Geburtsprozess bereits vorangeschritten war.

Sie fragte mich, ob ich eine PDA wünsche, wenn ja, dann sollten wir es jetzt direkt machen, damit sie überhaupt noch wirken kann. Ich verneinte. Mein Gefühl sagte mir, wenn ich es bis hier hin ohne jegliche Schmerzmittel geschafft habe, dann schaffe ich es auch weiterhin. Außerdem hat mein Krankenhaus Lachgas als Schmerzlinderung, welches ich gern ausprobieren wollte, falls es notwendig war. 

Nun war es 23:15 und wir waren im Kreißsaal angekommen. Ich kämpfte mich durch einige Wehen und die Furchtblase wollte und wollte einfach nicht platzen.

Wenn die Fruchtblase nicht platzt

Ich schlug der Hebamme mehrfach vor, dass sie die Fruchtblase doch einfach aufpieksen könnte. Ich wusste ja von meiner Mutter und meiner Oma, dass bei beiden kein Blasensprung erfolgt war. Scheinbar habe ich sie so lange damit voll gequasselt, dass sie es schließlich dann der Ärztin vorschlug. Diese war super entspannt und sagte: „Joa, ich hab damit kein Problem, dann machen wir das.“ 

Das Aufpieksen der Fruchtblase war in keiner Weise schmerzhaft, ganz im Gegenteil. Es war ein richtiges erlösendes Gefühl für mich. 

Übrigens war während der ganzen Zeit im Kreißsaal das Lachgas mein bester Freund. 🙂 Ich habe förmlich inhaliert und aufgesogen, bis die Hebamme irgendwann zu mir sagte: „Ähm, hast du jetzt gerade auch eine Wehe?“

Ich verneinte, und sie sagte: „Dann atme das Lachgas mal nicht die ganze Zeit ein!“ Und ich kann mich an meine Antwort erinnern, als wäre es gestern gewesen: „Es tut aber soooooooo gguuuut!!“ 

Nun ging an die Presswehen. Puh, ich muss sagen, das ist nochmal eine ganz andere Hausnummer, als die normalen Wehen zur Öffnung des Muttermundes. Ich wechselte vom Bett auf den Hocker und zurück. Das war echt harte Arbeit, die sich aber mehr als gelohnt hat, denn am 29.03. um 1:49 Uhr hat unser Sohn das Licht der Welt erblickt. 

Es war ein magischer Moment und ich habe unsere erste Begegnung noch bildlich vor mir.

Unser Kind war geboren, die Geburt aber noch nicht zu Ende

Nachdem unser Sohn dann geboren war, musste natürlich auch noch die Plazenta geboren werden. Dies war nochmal ein kleiner Kraftakt, aber war dann auch relativ zeitnah überstanden.

Leider fingen dann die Komplikationen an.

Warum auch immer, aber ich habe einfach nicht aufgehört zu bluten. Immer, wenn die Ärzte fühlen wollten, wo sich meine Gebärmutter gerade befand und sie meinen Bauch abgetastet haben, habe ich unglaublich viel Blut verloren.

Es fühlte sich an, als würde ein Eimer ausgekippt werden. Die Ärzte schätzten meinen Blutverlust insgesamt auf ca. 2.2 l und überlegten, ob ich eine Bluttransfusion bekommen soll. Nachdem sie viel hin und her überlegt hatten, was zu tun war, wurde ich letztendlich doch in Narkose gesetzt und ausgescharbt.

Es klingt schlimmer, als es ist. Die Ärzte im Krankenhaus waren super feinfühlig, und haben sich total viel Zeit für mich genommen. Zwischen der Geburt und meiner OP vergingen ca. 3 Stunden. Ich hatte also Zeit meinen Sohn zu stillen und ihn zu bewundern. 

Man muss dazu sagen, dass ich in meinem Leben noch nie operiert wurde und Blutabnehmen eine der schlimmsten Sachen für mich ist. Aber während der gesamten Geburt habe ich mich so wunderbar aufgehoben gefühlt. Ich hatte wirklich zu keiner Zeit Angst vor dem was kommt. 

Mein Mann hat sich während meiner OP wunderbar um unseren Sohn gekümmert, machte sich natürlich aber auch Sorgen um mich. 

Nach der OP durften meine beiden Männer direkt zu mir und ich war so glücklich. Erst dann habe ich alles so wirklich realisiert und mir kamen die Tränen. 

Auch wenn nicht alles reibungslos gelaufen ist, kann ich nur jedem den Tipp geben: Habt keine Angst vor der Geburt.

Euer Körper weiß genau was zu tun ist. Lasst euch komplett drauf ein, ohne jegliches Schamgefühl. Die Geburt eures Babys ist so ein schönes Ereignis!

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Über den Autor

Regina ist Co-Gründerin und Autorin des Familien-Blogs ohhappykids.de. Seit über 5 Jahren schreibt sie auf diesem Blog, über Themen wie Schwangerschaft, Baby und alltägliche Herausforderungen mit 3 Kindern.

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