Töpfchentraining – Wie wird mein Kind trocken?

Töpfchentraining - Wie wird Dein Kind trocken?

Regina

Aktualisiert am:

Na, trägt er noch eine Windel? Wie, du musst sie noch immer wickeln? Warum geht er denn noch nicht auf die Toilette? Wie lange willst du das denn noch aufschieben? 

Diese oder so ähnliche Kommentare bekommt man als Eltern häufiger mal zu hören, wenn es um das Trocken werden seiner Kinder geht.

Aber wann ist eigentlich das ideale Alter für das Trocken werden? Gibt es einen „Fahrplan“ wie es 100% funktioniert? Unsere Erfahrungen und Tipps kannst du in diesem Artikel lesen. 

Erste Anzeichen für das trocken werden? 

Vorab ganz wichtig – bitte, bitte setze dein Kind niemals unter Druck. Mit Schimpfen, Druck oder Konsequenzen, wird es definitiv nicht funktionieren. 

Den absolut richtigen Zeitpunkt um mit dem Trocken werden zu beginnen, gibt es nicht wirklich. Es ist davon abhängig, wie viel Interesse dein Kind zeigt. Nicht unbedingt ausschließlich an der Toilette, sondern eher daran, dass es plötzlich vieles ohne Hilfe ausprobieren will. Dies sind die ersten Reifeanzeichen für ein Kleinkind, dass es nun bald den nächsten Schritt gehen möchte. 

So hat’s bei uns funktioniert

Aus unserem Umfeld hörten wir häufig, dass sich die Sommermonate am allerbesten zum Trocken werden eigenen. Das kann ich nicht zu 100% unterschreiben. Na klar, das klingt auf den ersten Blick logisch, schließlich haben Kinder im Sommer weniger Kleidung an, als im Winter.

Aber auf der anderen Seite beginnt das Trocken werden ja nicht in der Öffentlichkeit, sondern in kleinen Schritten, zu Hause – im gewohnten Umfeld. Daher gibt es eigentlich keine spezielle Jahreszeit, die sich unbedingt für den Beginn des Töpfchentrainings aufdrängt.

Wir haben mit dem spielerischen Töpfchentraining bei unserem Sohn im Januar begonnen. Er war damals 1 Jahr und 9 Monate alt. Gestartet haben wir zunächst ausschließlich zu Hause – ganz langsam und super spielerisch.

Draußen war es schmuddelig, kalt und häufig sehr nass. Dementsprechend waren wir viel zu Hause und haben hier gespielt. Ich habe das Töpfchen immer in sichtbarer Nähe gehabt. 

Startschuss: Töpfchen immer sichtbar platzieren

Anfangs haben wir ihn immer mal wieder auf das Töpfchen gesetzt – in voller Montur und immer nur solange, wie er tatsächlich sitzenbleiben wollte.

Als das klappte, haben wir damit begonnen Bücher zu lesen, während unser Sohn noch immer mit Windel und Hose auf dem Töpfchen Platz genommen hatte. Zunächst sollte er nur merken, dass man darauf ganz prima sitzen konnte. Als das gut funktionierte, haben wir ihn ohne Windel und Hose drauf gesetzt.

An der Uhrzeit orientieren 

Als wir ihn dann im nächsten Schritt auch ohne Windel auf das Töpfchen setzen konnten, haben wir uns vor allem an der Uhrzeit orientiert.

Wenn das letzte kleine Geschäft schon etwas her war, habe ich ihn gefragt ob er pieschern muss und einfach mal auf das Töpfchen gesetzt. 

Und siehe da: irgendwann landeten die ersten Tropfen tatsächlich im Töpfchen. Was waren wir stolz!

Erfolge feiern

Ganz wichtig, wenns klappt: loben, jubeln, Party machen! Das stärkt das Selbstvertrauen und das Töpfchen bzw. die Toilette wird direkt als positives Ereignis wahrgenommen und gespeichert. 

Von jetzt an war es ein Selbstläufer. Die Windel konnten wir anschließend direkt weglassen. Auch nachts lief es wie geschmiert…

Ähm, ne! Sorry – bin kurz in eine Traumwelt abgetaucht. Nur weil es einmal geklappt hat, bedeutet das noch lange nicht, dass auch beim nächsten Versuch alles im Töpfchen landet. Häufig saßen wir davor und es passierte einfach nichts.

Aber irgendwann entwickelte sich eine Routine, die dafür sorgte, dass wir zunächst für kurze und später für immer längere Zeitfenster tagsüber auf die Windel komplett verzichten konnten.

Im Großen und Ganzen hat das wunderbar funktioniert.

Was tun, bei einem Rückfall?

Was ist, wenn es doch mal schief geht? Und das wird es auf jeden Fall.

Am besten lässt man sich von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen und schon gar nicht demotivieren. Dein Kind kann nichts dafür – ein Missgeschick passiert nämlich nur in den seltensten Fällen mit Absicht.

Wir haben unseren Sohn dann schnell umgezogen, ihm ein positives Gefühl gegeben und gleichzeitig an das letzte Erfolgserlebnis auf dem Töpfchen erinnert. Auch wenn die Waschmaschine in dieser Zeit gefühlt in Dauerschleife lief – die Geduld hat sich am Ende ausgezahlt.

Das große Geschäft auf der Toilette erledigen

Mit dem großen Geschäft (bei uns liebevoll „donnern“ genannt) hat es deutlich schneller funktioniert, als mit dem kleinen Geschäft. Wir haben dabei immer versucht die Zeit abzupassen. Meistens haben wir es morgens nach dem Frühstück probiert – und waren dabei erfolgreich. In relativ kurzer Zeit hat unser Sohn verstanden, wie der Hase läuft.

Wir sind für das große Geschäft auch schnell vom Töpfchen auf die Toilette mit Toilettensitz umgestiegen. Das war nicht nur für mich, sondern auch für unseren Sohn deutlich angenehmer.

Aber auch mit dem Pieschern hat es auf der Toilette plötzlich super funktioniert. Zunächst weiterhin immer nur zu Hause.

Wenn wir Kinderturnen hatten, Einkaufen waren, oder bei Freunden zum Spielen verabredet waren, habe ich immer eine Windel umgemacht. Meistens die Windel-Slips, die ähnlich wie eine Unterhose sind.

Die Nutzung der Windeln war dabei ganz unterschiedlich. Sehr häufig, waren sie komplett trocken.

Auch wenn unser Sohn eine Windel trug, haben wir in dieser Zeit auch unterwegs immer wieder angeboten, auf Toilette zu gehen.

Lifehack für Jungs-Eltern: Unterwegs kann man wunderbar auch in den Busch pieschern!

In den nächsten 3 Monaten wurden wir Schritt für Schritt mutiger. Erst ging es ohne Windel zum Einkaufen, dann auch zum Kinderturnen und später auch zum Spielen bei Freunden. 

Es macht die Kleinen, die jetzt plötzlich so schnell groß werden, so stolz wenn es klappt – und uns als Eltern ebenfalls.

Ein weiterer Meilenstein war also geschafft.

Vertrauen in unsere Kinder

Nächstes Etappenziel: Tagsüber komplett ohne Windel. Dieser Schritt kam praktisch von ganz allein. Ich war mit unserem zweiten Sohn schwanger, bzw. die Geburt stand kurz bevor.

Ich habe zu unserem Sohn einfach gesagt, dass es die letzten Wochen so super geklappt hat und ihn gefragt, was er von der Idee hält, dass wir tagsüber nun komplett auf die Windel verzichten. Er war sofort einverstanden.

Und es hat meistens wunderbar geklappt. Ein Notfall-Outfit war für den Fall der Fälle natürlich immer mit dabei.

Für mich war es in der Anfangszeit auch aufregend – ein kleiner Nervenkitzel im Alltag. Aber es hat tatsächlich zu 99% immer geklappt. So wurde aus meinem kleinen Sohn, plötzlich ein großer Bruder – ganz ohne Windel.

Mit Routinen auch nachts trocken werden

Auch wenn unser Sohn tagsüber nun komplett trocken war – die Nacht ist nochmal eine ganz andere Herausforderung.

Nachts haben wir die Windel nach wie vor umgehabt. Hier sind wir den nächsten Schritt dann mit ca. 2,5 Jahren gegangen. Die Windel blieb nachts zu diesem Zeitpunkt über mehrere Wochen stets trocken, sodass wir uns sicher waren: Unser Sohn war bereit dafür, auch nachts windelfrei zu werden.

Den Toilettengang haben wir dabei fest in unsere Abendroutine integriert: Nach dem Essen werden erst die Zähne geputzt und dann gehts noch einmal auf die Toilette und anschließend dann ins Bett.

Hier lesen wir noch ein Buch… oder zwei oder auch drei 😉 und dann wird geschlafen. 

Zu Beginn dachten wir, dass wir dann Nachts noch einmal mit ihm auf Toilette gehen sollten. Zeitlich haben wir es so abgepasst, dass wir das erste Erwachen abgewartet haben – zu diesem Zeitpunkt kommt er meistens zu uns in Bett und schläft dann im Familienbett weiter.

Wir haben ihn schlaftrunken auf Toilette gesetzt, ehe er dann bei uns weitergeschlafen hat. Ja, er hat in dem Moment auch gepieschert, aber irgendwie hat ihn das „in der Nacht pieschern“ doch eher verwirrt.

Denn danach hatten wir nachts ab und zu mal einen kleinen „Unfall“. Obwohl wir eigentlich fest davon überzeugt waren, dass er bereit war, ohne Windel zu schlafen, waren wir kurz unsicher.

Also mussten wir uns etwas einfallen lassen. Wir haben uns kurzerhand dazu entschlossen, ihn nachts nicht mehr halb schlafend auf die Toilette zu setzen, sondern einfach durchschlafen zu lassen. Und siehe da – es hat tatsächlich prima funktioniert

Unser Sohn ist damit mit 2,5 Jahren komplett trocken – tagsüber und auch nachts.

Tipp: Einen Matrazenschoner kaufen – dann kannst du auch bei einem Rückfall ganz gelassen bleiben. Einfach am nächsten Tag in die Waschmaschine und dann ist wieder alles gut.

Wie kann mein Kind trocken werden, wenn es in die Kita geht? 

Sofern dein Kind dir die Anzeichen zeigt, beginne mit dem Trocken werden spielerisch am Wochenende. Erweitere das ganze dann auf den Zeitraum vor und nach der Kita.

Sobald das zuverlässig funktioniert, kannst du die Erzieher über euren Fortschritt informieren und sie bitten, das ganze auch im Kindergarten zu fokussieren.

Na klar besteht im Kindergarten keine Einzelbetreuung und die Erzieherinnen schaffen es nicht, jedes Kind mehrfach an die Toilette zu erinnern. Dein Kind sollte ebenfalls „Bescheid sagen können“, sodass das auf Toilette gehen erfolgreich ist.

Wenn in Kürze ein Urlaub ansteht, ist dies ebenfalls ein guter Zeitpunkt. Allerdings sollte der Urlaub eher ein „entspannter Urlaub“ zu Hause sein, als eine große aufregende Reise.

Rückfall – plötzlich wieder Windelträger?

Rückfälle sind normal und passieren hin und wieder auch. Ganz wichtig: es darf nie, nie geschimpft werden. Auch wenn es dich in diesem Moment vielleicht ärgert, oder du vor 5 Minuten gerade gefragt hast, ob dein Kind zur Toilette muss und dies verneint wurde.

Kinder haben noch kein zeitliches Gefühl. Sie wissen nicht, wann eine Stunde oder drei Stunden vorbei sind. Sie leben im Hier und Jetzt und sind meistens so in ihr spielen vertieft.

  • Faustregel Nr. 1 – Lobe häufig – Schimpfe nie! Auch wenn es mal schief geht. 
  • Faustregel Nr. 2 – Mache die Windel nicht wieder dran. Erinnere dein Kind, wie toll es bereits geklappt hat und überlege dir einen gemeinsamen Lösungsweg. Beispielsweise, dass du dein Kind wieder häufiger an die Toilette erinnerst und nicht ausschließlich darauf wartest, dass es sich von selbst meldet. 

Töpfchen oder Toilette – was ist wirklich praktisch? 

Für den Start ist ein Töpfchen von Vorteil, da es immer in Sichtweite aufgestellt werden kann. Sobald das Töpfchen gut klappt, würde ich persönlich schnell auf den Toilettensitz umsteigen, da dies deutlich angenehmer für die Sauberkeit ist.

Für unterwegs gibt es sogar einen faltbaren Toilettensitz. Für uns eine super Anschaffung, da eine große Toilette für ein kleinen Kinderkörper schon sehr wackelig sein kann.

Fazit zum Töpfchentraining

Es gibt aus unserer Sicht nicht das perfekte Alter, in dem Kinder trocken sein müssen. Vielmehr ist jedes Kind individuell und hat seinen ganz eigenen Zeitplan.

Hormonell bedingt, sind einige Kinder früher und andere Kinder später trocken. Mit dem spielerischen Töpfchentraining kannst Du in jedem Alter beginnen.

Ganz ganz ganz wichtig ist aber, dass Kinder niemals unter Druck gesetzt werden. Das bewirkt das Gegenteil.

Wir haben davon gehört, dass Kinder nachts nichts mehr trinken dürfen, damit sie es auf keinen Fall schief geht und sie schneller trocken werden. Da fällt uns wirklich nichts mehr zu ein…

Wir glauben fest daran: je entspannter man an das Thema rangeht, desto besser wird es klappen.

Was hat bei Dir gut funktioniert? Worauf muss man auf jeden Fall achten?

Foto: iStock / tatyana_tomsickova

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Über den Autor

Regina ist Co-Gründerin und Autorin des Familien-Blogs ohhappykids.de. Seit über 5 Jahren schreibt sie auf diesem Blog, über Themen wie Schwangerschaft, Baby und alltägliche Herausforderungen mit 3 Kindern.

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